Es gibt Turniere, da geht es um die Ehre ... man will schachlich
überzeugen und / oder massig Punkte sammeln. Und es gibt Formate wie
das Walter-Zebe-Gedenkturnier, das zusätzlich mit attraktiven Preisen
die Schachfreunde anlockt wie der Honig die Bären.
So nimmt es auch nicht Wunder, dass bei der Jubiläumsausgabe (25!!!)
unter den 43 Denkern vier Hainichener anzutreffen waren. Für Marcel
Gehmlich, Steffen Ranft, Daniel Juhrs und meine Wenigkeit ging es nicht nur
um einen traditionell ansehnlichen Pokal, sondern auch darum, Selbstvertrauen
für das Saisonfinish zu tanken.
Wir waren mit den Startplätzen eins, zwei, drei und sieben auch in
keiner schlechten Ausgangsposition für beide Ziele. Als ärgste
Konkurrenten waren Roland Ketzscher (USG), Steffen Zimmermann (Freital),
Robert Wetzel (Niederwiesa), Falk Hartmann (VfB Leipzig) und die eisige Kälte
in der Flöhaer Turnhalle auszumachen.
Runde 1: Unserem Quartett gelingt ein souveräner Start mit vier Siegen.
Leider patzten auch die anderen nicht.
Runde 2: Einzig Daniel tanzt diesmal aus der Reihe und fährt eine
unnötige Null ein. Aber mir ergeht es gegen Friedbert Mückan fast
nicht besser: Nach klar besserer Stellung im Mittelspiel greife ich fehl
und wickle falsch ab, wodurch ich mich in ein Mattnetz begebe. Durch mehrmals
einzige Züge und "etwas" Glück bekomm ich in einem furchtbaren
Zeitnotgehacke den Kopf aus der Schlinge (obwohl mein Gegner nicht der Meinung
ist und zweimal fälschlich "Matt!" reklamiert). Mit noch etwa 15 Sekunden
auf der Uhr gelingt mir schließlich der Sieg per Blättchenfall
beim Gegner ... Das war knapp, räusper, krächz. Marcel hatte auch
einen relativ offenen Schlagabtausch gegen Wolfgang Knoll durchzustehen,
während Steffen ganz sicher die Eins eintütete.
Runde 3: So muss es laufen - wieder gibt es vier Punkte zu feiern. Steffen
und Daniel setzen sich dabei jeweils klar durch. Ich komme gegen Falk Hartmann
aus solider Stellung heraus zu einem knappen Schwarzsieg und Marcel schlägt
in einer spannenden Begegnung mit Robert Wetzel einen anderen Konkurrenten.
Runde 4: Diese Runde steht ganz im Zeichen der Friedenspfeife: Marcel
und Steffen trennen sich sofort remis und auch Daniel kommt trotz langen
Kampfes nicht über die Punkteteilung hinaus. Einzig mir gelingt gegen
einen wild nach vorn stürmenden Roland Ketzscher ein Sieg, nachdem ich
seinen Angriff abgewehrt und die bei ihm zurückbleibende Stellungsruine
abgetragen hatte.
Stand nach dem ersten Tag: 1. Ich 4/4 2. Marcel 3,5 3. Steffen 3,5
... Daniel 2,5
Runde 5: Tag zwei beginnt, wie der erste aufgehört hat...mit einem
Vereinsduell. Diesmal trennen sich Marcel und ich remis. Parallel dazu kommt
Steffen gegen seinen Namensvetter Steffen Zimmermann trotz einer überlegenen
Stellung nicht über eine Punkteteilung hinaus. Dafür gewinnt Daniel
mal wieder und robbt sich langsam heran. Von der Konkurrenz waren Roland
Ketzscher, Steffen Zimmermann und Robert Wetzel mit 4 aus 5 die einzig noch
verbliebene Gegnerschaft für uns.
Runde 6: Vereinsduell, die Dritte. Klappe und ... action! Wegen des Remis
in der 5. Runde konnte Steffen gegen mich nicht friedlich agieren und es entsponn
sich ein positionell geprägter Tanz auf der Rasierklinge. Nach zwei letztlich
falschen Entscheidungen meinerseits konnte Steffen seinen Stellungsvorteil
sicher verwerten. Marcel kam in einer messerscharfen Partie gegen Roland zuerst
fast unter die Räder und anschließend noch zum Erfolg. Und auch
Daniels Aufholjagd ging mit einem Sieg locker weiter.
Vor der Schlussrunde lagen Marcel, Steffen und Robert Wetzel mit fünf
Zählern in Front. Dahinter lauerte eine Gruppe 4,5'er, angeführt
von Daniel und mir. Die Auslosung bescherte Marcel ein recht einfaches Los
(Weiß gegen eine DWZ 1700), während Steffen mit Robert direkt
die Klingen kreuzte. Parallel dazu durfte ich mich mental auf mein drittes(!)
Vereinsduell (diesmal also gegen Daniel) vorbereiten.
Runde 7: Erwartungsgemäß kam Marcel schnell in Vorteil und
siegte nach bereits 30 Minuten. Der Druck auf Steffen und Robert nahm zu
... nur der Sieger hätte noch eine Chance im Kampf um Platz 1. Aus diesem
hatte ich mich durch Marcels Sieg verabschiedet, obwohl mir noch einmal ein
schwerblütiger Schwarzsieg gegen Daniel gelang. Am Spitzenbrett hatte
Steffen zuerst einen Bauern mehr, aber dann unter dem Druck eines möglichen
Turniersieges Probleme bei der Verwertung. Robert konnte sich befreien erspielte
sich ein aussichtsreiches Endspiel, dass Steffen mit noch wenigen Sekunden
auf der Uhr und um ein Tempo remis hielt.
Damit war Marcel mit 6 Punkten alleiniger Sieger, während ich mich
mit 5,5 Zählern noch nach Wertung auf Rang zwei schieben konnte. Bronze
ging an Robert und Steffen blieb nur der "undankbare" vierte Platz, nachdem
seine Turniergegner in der Schlussrunde seine (vormals gute) Wertung atomisiert
hatten. Fünfter wurde mit Friedbert Mückan mein Fast-Turnieralbtraum
und Daniel errang mit 4,5 Punkten die letzte zu vergebende Top-Ten-Platzierung.
Fazit: Marcel agierte am pragmatischsten und hat letztlich verdient gewonnen.
Die Partien gegen Steffen und mich gab er Remis und die übrigen fünf
Begegnungen konnte er, wenn auch mit Wacklern hier und da, für sich
entscheiden. Auf der anderen Seite kam Steffen gegen zwei Nicht-Hainichener
nicht über die Punkteteilung hinaus und ich verdarb mir den Turniersieg
gegen Steffen. Es bleibt also festzuhalten: Wer nicht wagt, der ... gewinnt!
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